Wer meinen Blog schon etwas länger kennt, weiß, dass ich die Challenge „365-Tage-ohne“ mache. Ohne gekaufte Kleidung. Und was darf ich heute wirklich stolz verkünden:
Ich habe es geschafft!
Ein ganzes Jahr ohne Kleidershopping ist vorbei! Für eine Frau eine ganz schöne Herausforderung würde ich sagen, oder?
Warum war mir das wichtig?
Weil ich Herausforderungen mag, die mich weiterbringen. Weil ich ein Zeichen setzen möchte in unserer Überflussgesellschaft. Weil ich fast-fashion und ihre Folgen ziemlich doof finde. Weil ich unethisch finde unter welchen Bedingungen Menschen für unseren (Kleider-)Konsum arbeiten müssen. Weil ich das nicht unterstützen will. Weil mir Nachhaltigkeit und Umweltschutz wichtig sind. Weil ich schon längst erkannt habe, dass ich nicht durch ständig neue Kleiderkäufe zeigen muss, dass ich erfolgreich bin. Oder es mir leisten kann. Oder dass ich mich mit Kaufen belohnen muss. Weil ich wissen wollte, ob ich es überhaupt schaffe. Und weil ich dich inspirieren möchte.
War es sehr schwer?
Ich erinnere mich an eine Situation im Urlaub als ich dieses filigran gehäkelte, halb durchsichtige, türkisfarbene, wunderschöne Teil unter dem Sonnenschirm am Strand hängen sah und es soooo gerne gleich über meinen Bikini gezogen hätte! Auch am übernächsten Tag als wir wieder am Strand waren, hing es noch da und schien nur auf mich zu warten und zu flüstern „Kauf‘ mich!“. Oder als ich den neuen Katalog meines Lieblingskleidungsherstellers durchblätterte. Da wurden Begehrlichkeiten geweckt.* Aber ansonsten nicht. Daher lautet meine Antwort für 360 Tage definitiv Nein.
Einige TeilnehmerInnen haben sich bei der Challenge auf rein gekaufte Kleidung beschränkt und dafür viel selbst genäht und/oder Joker gegeben. Ich hätte mich ja total beschummeln können, wenn ich mit der „Ausrede“ ich kaufe nur, was ich nicht selbst nähen kann, dahergekommen wäre. Denn ich bin was das Nähen anbelangt blutige Anfängerin. Mit Besinnung auf meine Kleiderziele (siehe weiter unten) konnte ich standhaft bleiben und für mich lediglich zwei Joker beanspruchen.
Gehe ich jetzt sofort los shoppen?
Nein, denn Dank meiner in dieser Zeit erarbeiteten Kleiderziele weiß ich, dass ich genug habe und werde lediglich Kleidungsstücke, die nicht mehr passend sind, ersetzten. Also eine Hose geht, eine neue darf kommen. Gerne auch selbst gemacht, aber auf jeden Fall aus nachhaltiger Produktion. Wenn du dir meine Kleiderziel-Liste anschaust, wirst du feststellen, dass ich noch 6 Kleidungsstücke mehr habe, als ich eigentlich benötige. Diese werden nicht ersetzt.
Das ist meine aktuelle Kleiderziel-Liste:
Nach und nach werde ich meine bisherigen noch aus konventioneller Produktion stammende Kleidung ersetzen.
Das kaufe ich nicht mehr
Was ich definitiv nicht mehr kaufen werde ist synthetisch hergestellte Kleidung, man könnte auch sagen: Plastikklamotten. Das sind Kleidungsstücke aus z. B. Polyester (auch Trevira oder Thermolite, Microfaser) oder Polyamid (Nylon, Perlon, Tactel). Das sind oft extrem günstige Kleidungsstücke, aber auch im Bereich der Funktionskleidung haufenweise zu finden.
Wusstest du, dass mit jedem Waschgang circa 2.000 (!!!) Kunststofffasern im Abwasser und dann irgendwann im Meer landen. Es braucht enorm lange (bis zu 450 Jahre) bis Plastik verrotet. Ausserdem finde ich das Tragegefühl auf der nackten Haut extrem unangenehm. Nicht selten riecht diese Kleidung nach wenigen Stunden und muss daher auch noch häufiger gewaschen werden.
Vegan ist keine Alternative
im Bereich Kleidung und Schuhe zumindest. Denn dann ist es oft einfach auch nur Plastik. Dann achte ich lieber auf Qualität und Langlebigkeit, wo produziert, ob das Leder chromfrei gegerbt wurde und die Tierhaltung artgerecht (k.b.T.) war.
Textillexikon zu k.b.A. und k.b.T.
Meine Alternative
Früher von mir als hässliche Oma-Looks (sorry!) abgetan, habe ich vor einigen Jahren die kuschligsten Materialien überhaupt für mich entdeckt: Wolle mit einem Anteil Seide, Kaschmir, evtl. noch Baumwolle. Traumhaft auf der Haut und herrlich atmungsaktiv.
Also ideal für verfrorene Menschen wie mich und genial für alle sportlichen Outdooraktivitäten im Herbst/Winter/Frühling. Dass Wolle eine selbstreinigende Wirkung hat muss noch erwähnt werden und konnte ich zuerst auch nicht glauben. Stimmt aber. Ich bin völlig begeistert. Auch gibt es zwischenzeitlich (Unter-)wäsche, die modebewussten Frauen gerecht wird.
… und noch eine Alternative
*Beim Durchblättern des neuen Herbst/Winter-Kataloges meines Lieblingslabels habe ich die zur Zeit angesagten, einfachen, aber wie ich finde sehr schönen Schnitte diverser Kleidungsstücke studiert und gedacht: „Könnte ich auch selbst nähen?!“, „Och, das stricke ich mir mal“… und die Fotos herausgetrennt und in meinen KREATIV-Ordner geheftet. Und wenn ich mal die Muse habe und Bedarf, finde ich da eine ganz tolle Ideensammlung.
Ein Schnitt – unzählige Varianten
Mit einem einzigen Schnittmuster viele Varianten von Lang- und Kurzarmshirts nähen. Gerade für Kinder, die manche Kleidung nur eine einzige Saison tragen können, ideal, genial, einfach! Mit jedem Shirt habe ich mehr Übung bekommen und sie sind bald von gekauften kaum zu unterscheiden. Der Zeitaufwand ist jedesmal geringer. Schliesslich braucht Shoppen, Anprobieren, etc. auch Zeit (und oft viel Geduld). Auch an einfache Hosen traue ich mich als begeisterte Nähanfängerin heran.
Eine kostenlose Sammlung verschiedenster Schnittmuster verlinke ich hier. Da habe ich beipsielsweise die Hose für das glückliche Kind gefunden.
Für mich habe ich im vergangenen Jahr auch genäht. Vor allem Muster, weil ich mich noch nicht so an die guten, echten Stoffe herangetraut habe. Mich fasziniert aber welche Gestaltungsmöglichkeiten sich da eröffnen.
Tschüss, Miss Shopping!
Der Ehepeter hat mir vor Jahren den Spitznamen „Mrs. Shopping“ gegeben. Ich fand das gar nicht so witzig wie er. Ich glaube es wird Zeit sich etwas neues auszudenken!
Ach ja, die Anfang Januar 2016 gekaufte Nähmaschine hat sich bereits nach 1/2 Jahr amortisiert, basierend auf den Ausgaben in 2015 für gekaufte Kleidung aller drei Familienmitglieder.
Meine Shopping Tipps
Da auch mein Budget für Kleidung begrenzt ist und ich mir mittlerweile vorher genau überlege, was für ein Kleidungsstück ich benötige, kann ich warten, bis meine beiden nachhaltigen Lieblingskleidungshersteller wieder mit neuen Aktionen (das tun sie ca. 3-4 Mal im Jahr bsp.weise zu Saisonende) locken. So konnte ich kurz vor Beginn der Challenge ein tolles, zeitloses und qualitativ sehr hochwertiges Basic zu einem Drittel des Ursprungspreises ergattern.
Second Hand
ist wieder in. Bea Johnson macht es vor: sie kauft fast nur Second Hand und ist immer irgendwie schick angezogen, schau mal hier. Es gibt immer mehr Partys, die dem Kleidertausch dienen und die TeilnehmerInnen haben auch noch eine Menge Spass dabei! Eventuell auch etwas für dich?
Fazit „Was hat’s gebracht?“
Mir die schöne Erkenntnis, dass ich genug habe und nicht mehr zu Beginn einer neuen Saison frustriert in den Kleiderschrank blicke und mir denke: „Ich habe gar nichts anzuziehen?!?“
Die Arbeit, mir meine ganz persönliche Stil- und Farbpalette samt Kleiderziel-Liste (wieviel benötige ich denn tatsächlich an …?) zu erstellen hat sich für mich wirklich gelohnt: Durch gezielte Festlegung von ausgesuchten Farben und Schnitten, die für meinen Typ ideal sind, vermeide ich Fehl- und Frustkäufe, wovon ich in der Vergangenheit immer genug in meinem Schrank liegen hatte, und reduziere so auch noch meine Ausgaben. Die Kombinierbarkeit meiner Kleidungsstücke hat sich erhöht und ich muss viel weniger überlegen, was ich wozu tragen kann.
Auf zur nächsten Challenge
…und weil ich mich gerne selbst herausfordere, starte ich schon nächsten Montag eine neue Challenge: „I care, die Challenge. 30 Tage. Achtsamkeit.“ Ich bin gespannt, du auch? Bericht folgt.
Wie mein Kleiderschrank jetzt organisiert ist, kannst du hier sehen. Hier ist mein Halbzeit-Post zur Challenge 365-Tage-ohne.
Mein Blog www.hundert-werden.de gibt es noch nicht so lange, aber wenn dir gefällt, was ich schreibe, sag‘ es bitte weiter. Wenn nicht, dann sag‘ es mir!
Ich freue mich auch, wenn du mir hier einen Kommentar hinterlässt, gerne auch kritisch, aber immer konstruktiv.
Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit! Ich wünsche dir Gesundheit, Glück und ein langes Leben,
Sandra
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