Von Beruf und Berufung

Gestern war ich laufen. Es war sehr nebelig und gerade einmal 8°C. Der Nebel legte sich feucht auf mein Gesicht und meine Kleidung. Am Ufer des Bodensees hatten es sich die Enten bequem gemacht und äugten mich schläfrig und desinteressiert an. So, als ob sie sich auf den Winter vorbereiten würden.

Gestern waren schon viel weniger Menschen unterwegs. Manche mögen diese Nebelsuppe einfach nicht. Für mich ist das Laufen, das ich vor bald drei Jahren begonnen habe, zu jeder Jahreszeit ein Geschenk. Es entspricht meinem Temperament und ich freue mich jedes Mal über die Schönheit der Natur und entdecke auf „meiner“ Laufstrecke immer wieder Neues. Pilze sprießen gerade aus dem Boden. Ach, schau‘ jetzt hat der Ahorn alle Blätter verloren. Wie schön sich die nackten Äste in den Himmel winden.

Der See hat immer eine andere Farbe. Tiefblau ist er heute, nicht türkis, wie beim letzten Mal. Oft fühlt es sich so an, als ob ich am Meer zuhause bin. Meistens bin ich voll mit Glückshormonen, die schon nach kurzer Zeit durch meine Blutbahnen strömen. Heute sind aber viele freundliche Hundebesitzer unterwegs, denke ich. Nach acht Kilometern Zuhause angekommen, könnte ich nicht fröhlicher und energiegeladener in den Tag starten.

So kann man sich irren!

Niemals hätte ich vor fünf, zehn oder fünfzehn Jahren gedacht, dass ich eine begeisterte Läuferin werde. Mit 45 Jahren! So kann man sich irren. So falsch kann man sich selbst einschätzen. Wieviele Glücksmomente und wunderbare Stunden alleine in der Natur hätte ich verpasst, wenn ich es nicht einfach irgendwann versucht hätte.

28 Jahre berufstätig

Dieses Jahr bin ich seit 28 Jahren berufstätig. Die letzten acht Jahre in Teilzeit, damit ich das glücklichen Kind noch genießen und begleiten kann. Ich habe noch auf einer Schreibmaschine das 10-Finger-System gelernt. Als ich meinen ersten PC im Büro stehen hatte, war ich hin und weg. Wie cool ich dieses Ding fand. Irgendwann habe ich dann keine seitenlangen Faxe mehr nach China, sondern E-Mails verschickt. Einfach genial diese Technik, dieser Fortschritt.

Mit der Firma, bei der ich insgesamt 20 Jahre tätig war, sowie den meisten Menschen, die dort mit mir arbeiteten, fühlte ich mich immer sehr stark verbunden. Es gab in diesen Jahren genug Herausforderungen, bei denen ich mich auch immer wieder persönlich und fachlich entwickeln konnte. Trotzdem habe ich mich außerhalb dieses Feldes weitergebildet.

Seit acht Jahren bin ich im benachbarten Ausland beruflich tätig. Eine Firma, mit einem Bruchteil der Beschäftigten, als zuvor. Das fand ich reizvoll. Auch, dass ich mich in völlig neue Bereiche einarbeiten konnte.  Mit den neuen Aufgaben fühlte ich mich ganz wohl.

Wie lassen sich meine Talente, Fähigkeiten und Bedürfnisse vereinbaren?

Nach 28 Berufsjahren denken schon manche an den Ruhestand. Ich nicht. Aber ich habe mich in den vergangenen zwei Jahren gefragt, wie sich meine Talente, Fähigkeiten und Bedürfnisse so kombinieren lassen, dass ich noch 15 bis 20 Jahre beruflich erfolgreich tätig sein kann, weil ich etwas tue, das mich voll und ganz erfüllt. Weil es für mich mehr Sinn macht und mir mehr entspricht. Noch mehr als das, was ich bisher getan habe.

Auf ein Ziel fokussiert

In meinem 47. Lebensjahr habe ich mich auf eine neue berufliche Reise begeben. Das ist auch der Grund, weshalb dieser Blog schon viele Monate brach liegt. Anfang des Jahres hatte ich mir einige Ziele für 2019 notiert. Im Laufe der Zeit hat sich herausgestellt, was ich wirklich will und wofür mein Herz schlägt. Dafür habe ich die meiste Energie und Zeit investiert und Schritt für Schritt erreicht, was mir wichtig war und ist. Neue Ideen sind entstanden und Türen haben sich geöffnet.

Es geht weiter. Der Nebel hat sich verzogen, die Sonne kommt hervor und der See hat eine andere, himmlische Farbe. Die Sonnenstrahlen kitzeln auf meiner Haut. Dankbar laufe ich weiter. Optimistisch, neugierig und mit offenen Augen schaue ich auf das, was kommt.

Vielen Dank für deine Aufmerksamkeit. Ich wünsche dir Gesundheit, Glück und ein langes Leben,

Sandra

deine Bloggerin vom Bodensee

P. S. Wenn dir gefällt, was ich schreibe, sag‘ es weiter. Ein Blog lebt durch Interaktion. Ich freu mich auf deinen Kommentar. Herzlichen Dank!

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Autor: Sandra

Bloggerin von www.hundert-werden.de

2 Gedanken zu „Von Beruf und Berufung“

  1. Hallo liebe Sandra, schön mal wieder so ausführlich von dir zu lesen. Er freut mich, dass du uns so ausführlich an deinen Gedanken teilhaben lässt. Es ist doch immer wieder spannend, was das Leben noch alles so für uns bereit hält. Weiterhin alles Gute wünsche ich dir, viele liebe Grüße Brigitte ?

    1. Liebe Brigitte, vielen Dank für deinen Kommentar und deine guten Wünsche. Ich freue mich sehr darüber. Alles Liebe für dich, fröhliche Grüße Sandra

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